A92: Flughafen München

Die Sehnsucht nach weit entfernten Stränden packt mich jedesmal zuverlässig, wenn ich am Flughafen München bin. Oder ist es die Angst, nicht mehr zum Auto in der Tiefgarage tief unten im Beton zurückzufinden? Egal. Es ist ein starkes Gefühl.

Das mit dem Auto passiert tatsächlich. Schon einige Male bin ich suchend durch die Tiefgarage gelaufen, Parkhaus 7, 8, 20. Natürlich nicht für mich. NATÜRLICH NICHT. Mal für den Vorgesetzten, der den Dienstwagen nicht mehr finden mochte. Und für den Opa, der nur ganz schnell den Rentnerbomber abgestellt hatte, als er die Kinder zum Flughafen fahren musste. Im Tiefgaragendeck gilt das gleiche, was man auch Campern empfiehlt: Immer etwas Warmes zum Anziehen dabei haben, kalt ist es tief unten im Beton. Und etwas zu trinken. Das ist übrigens dank der zwei Edeka-Märkte erstaunlich günstig am Münchener Flughafen, zumindest im öffentlichen Bereich.

Mein Trick als Profi? Eigentlich habe ich zwei:

  1. Mache immer ein Foto von dem Schild über dem Auto. Nicht auf dem Parkschein notieren, wie das der Flughafen selbst rät. Der kann auch verloren gehen.
  2. Parke immer im selben Parkhaus, im selben Gang. Ich habe mich mittlerweile hochgelevelt zu den Businesskaspern, die jeden Tag ein- und ausfahren: Parkhaus 20, Etage 3. Dann muss man nicht mal auf den Aufzug warten, wenn man sein Rollköfferchen aus dem Flugzeug geholt hat.

Deswegen hier meine Galerie meiner Gedächtnisstützen, als kleiner visueller Beweis:

Kinder, Kinder, ich bin vom Thema abgekommen. 200 Worte geschrieben und eine Bildergalerie erstellt, aber das Thema „Der Flughafen als Ausflugsziel“ ist noch mit keinem Wägelchen Wörtchen erwähnt worden.

Dass der Flughafen seit Jahren mehr Geld mit den Touristen und den Einkäufern verdient als mit dem Fluggeschäft ist bekannt (Quelle wird noch recherchiert). Ganz so weit ist es nicht. Aber sagen wir so: Besucher sind wichtig. Events wie der Wintermarkt, der zur Weihnachtszeit ein ziemlich steriles Budendorf im Zentralbereich entstehen lässt, sind fürs Umfeld ein Anziehungspunkt. Daher ist die Aufenthaltsqualität für einen Flughafen auch ganz in Ordnung. Trennen wir mal in die beiden Usecases: mit Flugticket und ohne.

Flughafen München: Besuch mit Flugticket

Das Wichtigste ist es, nicht zu früh durch den Sicherheitscheck zu gehen. Terminal 1 merkt man sein Alter inzwischen an. Dort werden sich Kinder mit ziemlicher Sicherheit schnell langweilen. Die interessantesten Ecken befinden sich nämlich im offenen Bereich, nicht im Sicherheitsbereich.

In Terminal 2 sind die Schlafkojen, die noch nie ein Mensch benutzt hat (gefühlte Wahrheit, wir sind ja in München), eine Attraktion.

Fiktiver Dialog:

„Und darin kann man schlafen?“

„Ja.“

„Warum sollte man das tun?“

Dass die gerade zur Oktoberfestzeit voll sind, würde mich aber auch nicht überraschen.

Besuch ohne Flugticket

Wo soll man nur anfangen? Wir gehen der Einfachheit halber einmal davon aus, dass der Besuch im Zentralbereich am Flughafen München beginnt. Das ist die große Plaza in der Mitte zwischen den Terminalgebäuden. Der zugige, aber überdachte Platz, auf den die S-Bahnen im Zehn-Minuten-Takt berollkofferte Menschen ausspucken.

Der beste Weg, die Kinder erst einmal zum Schweigen Staunen zu bringen, führt mit einem halben Dutzend Rolltreppen (es sind weniger, aber es fühlt sich viel an) auf das Dach der Besucherterrasse. Anders als der Besucherhügel jwd vor den Toren des Flughafens erlaubt der nämlich einen Blick auf verschiedene Zustände von Flugzeugen – beim Beladen, beim Einsteigen der Passieren, beim Zurückschieben und beim Losrollen. Und beide Start- und Landebahnen sind auch im Blick, wo man einen Blick auf den Touchdown erwischen kann. Ich habe da schon mehrere Stunden verbracht, was auch am Bau des Satellitenterminals, das nicht Terminal 3 genannt werden darf, lag. Damit hat der Flughafen für die Lufthansa die Anzahl der verfügbaren Gates erheblich vergrößert. Und außer einer kleinen Bauzeitverzögerung war es ein Vorzeigeflughafenbauvorhaben.

Zwei Etagen tiefer kann man das etwas essen, bei der Zubereitung von Pizza oder Pasta zuschauen, oder vielleicht ein Steak/Schnitzel? Da geht es nicht gar so zu wie weiter unten im Flughafen. Von der Sportsbar direkt vis a vis der Ankunft in Terminal 2 kann man eigentlich nur abraten.

Auch die Audi-Ausstellungsräume sind immer einen Besuch wert. Autos, bei denen man sofort nach Betreten der Räume Angst hat, für eventuelle Sachbeschädigungen oder auch Fingerabdrücke auf den Metallkisten zahlen zu müssen. Aber über wuselige Kinder freuen sich die Angestellten meistens doch. Das Bobbycar habe ich aber schon länger nicht mehr dort gesehen. Wie alle Premiumautohersteller hat ja auch Audi ein Audi-gebrandetes Bobbycar im Angebot. Vielleicht gab es doch mal den ein oder anderen Lackkratzer.  Wer hier gern ist, dem sei der Besuch im Audi-Museum in Ingolstadt dringend empfohlen.

Wenn das Kind bald Geburtstag hat, gibt es auch immer ein paar Modellautos zu kaufen. So wie im sehr freundlichen Spielzeuggeschäft im Mietwagenzentrum. Das ist auch im Terminal 1 oder ist es der Zentralbereich? Schwer zu sagen. Ich habe den Plan konsultiert und auf dem löst sich der überall im Flughafengebäude perfekt ausgeschilderte Zentralbereich in Nebel auf. Nebel gibt es überhaupt sehr oft da draußen, was ein paar Flugbegleiter „Flughafen von München“ nennen, in sehr feiner semantischer Abgrenzung. Der liegt in zwei Landkreisen, von denen keiner München heißt (Erding und Freising).

So ein paar Spielecken, wo man viel Kleingeld und viel Geduld mit blinkenden und dudelnden Automaten braucht, gibt es auch. Aber Flugzeugen zuschauen – damit allein ist man auch zwei Stunden gut beschäftigt. Es gibt immer was zu entdecken. Wie in einem real existierenden Wimmelbuch.

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